Friday, February 1, 2013

über Klischees als geistige Spams...

Als Frau, Mutter, Migrantenkind und Muslima besetze ich auf den ersten Blick einige Klischees und lebe mit Stempeln, die mir aufgedrückt werden. Ob es der Personaler ist, der mich vor einigen Jahren, als ich einen Ausbildungsplatz suchte, im Bewerbungsgespräch fragte, ob mir denn mein Vater überhaupt eine Ausbildung erlaubt, der Arbeitskollege, der es nicht verstand, dass man auch ohne Schweinefleisch gut leben kann oder die Nachbarin, die meinte für eine Ausländerin spräche ich ja gutes Deutsch und würde ja gar net wie "SO EINE" aussehen. Da frage ich mich doch:
1. wie sieht "SO EINE" aus? Geblümte Bluse zum gestreiften Rock und kariertem Kopftuch, ausgetretene Latscher und Aldi-Tüte statt Handtasche?
2. wieso sollte ich kein gutes Deutsch sprechen?
3. ist Schweinefleisch tatsächlich so lecker?
Klischees dieser Art liebe ich, weil ich  mich selber als lebende Gegenbeweis sehe und darüber lachen kann und natürlich denke ich auch selber in Klischees, ich erwische mich immer wieder dabei, gerade wenn es um die Schwoben geht :-) Dünn wird das Eis allerdings, finde ich, wenn es um den Job geht. Der oben erwähnte Arbeitskollege, Anfang 50, Urschwob aus Balingen, der ohne Witz, Deutschland bis auf  Urlaube in Venedig und Bibione, noch nie verlassen hatte, ist das perfekte Beispiel wie Klischees zu geistigen Spams werden. Ich mag ihm noch nicht mal eine bewusste Ausländerfeindlichkeit unterstellen, ich glaube er ist mit der Angst vorm schwarzen Mann aufgewachsen und kennt es einfach nicht anders. Mit ihm zu arbeiten, war trotzdem anstrengend:  So lehnte er einen türkischen Bewerber mit der Begründung ab, mit Türken arbeitet er nicht, weil ihn die "Basarmentalität" nervt. Dass der besagte Bewerber super Zeugnisse hatte und gut qualifiziert war, interessierte ihn weniger. Bei jedem Ausländer griff er so tief in die Klischee-Kiste, dass ich manchmal regelrecht geschockt war. Vom faulen Italiener bis zu den Arabern, die wie Schläfer aussehen und eh alle krank und inzestuös sind, da sie ihre Cousinen heiraten war alles dabei.  Was lernen wir daraus? Wir brauchen einen gesellschaftlichen Spam-Filter oder wie Albert Einstein einmal passend sagte: Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.



mariasimoneidejhs

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