Tuesday, May 1, 2007
Man lernt nie aus...
Letzte Woche Samstag - Antenne Thüringen Tunnelparty:
Zur Eröffnung der neuen Teilstrecke A4, die an Jena-Lobeda vorbeiführt, gab es am 28.04.07 eine heiße Party, die bis tief in die Nacht für viel Stimmung bei den Besuchern sorgte.
Als Bühnenprogramm hatte das neue Programm der Antenne-Thüringen-Allstars Premiere. Unter anderem hatten sich Andreas Heidenreich und Jens May im Vorfeld in den Kopf gesetzt, im neuen Programm eine Performance auf Right Said Fred einzustudieren und baten mich stylingtechnisch um Hilfe.
Denn für 3 Minuten Show Haare lassen und mit original Glatze aufzutreten, war dann doch nicht ganz nach den Wünschen der beiden Moderatoren.
Von Kollegen aus dem Maskenbildnerfach hatte ich bereits davon gehört, daß es nicht ganz ohne ist, eine Glatze herzustellen bzw. sauber zu kleben, einzuschminken, etc. Das unglaubliche Zutrauen in meine Fähigkeiten und immerwährendes Zureden sorgten dann aber dafür, daß ich zusagte, Jens und Andreas zu Glatzköpfen zu machen.
Kann ja nicht soooo schwer sein... dachte ich...
Und wie das immer so ist mit der Demut im Beruf und der eigenen Selbstüberschätzung... (nicht umsonst dauert ein Maskenbildnerstudium 3 (!) Jahre und dauerte mein Make up Artist-Lehrgang nur 3 Monate (!) ) ... aber beginnen wir am Anfang:
Wir bestellten fertige Latex-Glatzen im Maskenbilnderbedarf, incl. Kleber und Kleberlöser. Parallel dazu informierte ich mich grob, wie man die Dinger aufsetzt, zuschneidet und festklebt.
Freitag vor der Show trafen wir uns dann zu einer Maskenprobe (glücklicherweise war ich nicht so leichtsinnig, alles dirket am Showtag zu machen).
Mit reichlich Prosecco und zwei kleinen tobenden Mädchen um uns herum (die Töchter der Jungs) machte ich mich an mein Werk. Und stellte zunächst mal fest, daß das alles ja nur halb so schlimm sein könne... bis ich ein einziges Mal zu fest zog...und klatsch!.... mir die erste Glatze in ihren gumminösen Einzelteilen um die Finger und Jens um die Ohren flog (habt Ihr schonmal einen Luftballon so stark aufgepustet, bis er noch an Eurem Mund zerplatzte??? ....).
Okay... also vorsichtiger... Klappe, die Zweite:
Unter einigem Gelächter aller Anwesenden probierten wir weiter (denn immer, wenn man so eine ungeschnittene Glatze aufsetzt, die Ohren freilegt und den Rest noch nicht zugeschnitten hat, sieht das Modell original aus, wie Phantomas in seinen besten Zeiten)....
Lange Rede...gar kein Sinn (sagt meine Margot immer) - irgendwann waren die Teile zugeschnitten und warteten auf ihren Einsatz am nächsten Abend. Nach einigem Nachschlagen in schlauen Fachbüchern stellte ich dann zu meinem Entsetzen noch fest, daß man zum Einschminken der Dinger ein spezielles Make up benötigt... Franzi sei Dank, bekam ich aber das Material nach ein paar Telefonaten am Samstag dann gnädigerweise aus dem Nationaltheater Weimar ausgeliehen.
Abend des Ereignisses:
Ein Autobahntunnel... darin eine große Bühne und dahinter ein winziges Zelt mit dunklem Funzellicht, vollgestopft mit Klamotten, Catering, schwatzenden Menschen...dazwischen Andreas, Jens, die Glatzen und ich.
Nicht, daß diese Glatzen-Nummer an sich nicht schon eine Herausforderung gewesen wäre...nicht nur, daß ich höllisch aufpassen mußte, daß die zugeschnittenen Teile beim Aufsetzen nicht zerrissen, daß der Kleber nirgendwohin tröpfelte und daß alles dort blieb, wo es war.... plötzlich ging das Licht aus. Wir saßen in völliger Dunkelheit. Ich mit Mastixpinsel in der einen und Glatzenende in der anderen Hand.
NA SUPER :-(
Lasershow... da braucht man eben Dunkelheit... SPITZE!
"Und danach seid Ihr dran Heidi", schrie eine AT-Mitarbeiterin.
GANZ GROSSES KINO... dachte ich mir und sah ein schreckliches Szenario vor mir:
die zwie Jungs während ihrer Performance, schweinerosa Badekappen auf dem Kopf, die bei einer einzigen Bewegung nach oben wegschnippen und alle lachen sich kapputt...
Mandy, ein Mädel des AT-Promotionteams sorgte dafür, daß wir in einem Transporter mit ähnlicher Funzelbeleuchtung weitermachen konnten.
Als die Gummiteile endlich halbwegs auf den Köpfen saßen, hantierte ich mit meiner geliehenen Theaterschminke umher... SCHOCK, die Zweite: der Teint zu hell..... ich wäre am liebsten weggelaufen.
Unter lautstarkem Fluchen versuchte ich alles in meiner Macht stehende, um die Glatzen einigermaßen professionell einzuschminken. Augen zu und durch eben...
Dann war es soweit:
Andreas und Jens trabten in engen Lederhosen, Muskelshirts, mit Cowboyhüten und langen Mänteln auf die Bühne...die Musik setzte ein, die Show begann und ich stand hinter der Bühne und wünschte mir, die zwei würden um Himmels Willen bloß diese Cowboyhüte auflassen...
Hiermit beuge ich mein Haupt in Demut vor der Kunst aller Maskenbildner und gelobe, mich in den nächsten Tagen und Wochen ganz intensiv damit zu beschäftigen, einen ordentlichen Glatzenkopf hinzuzaubern. Einen, bei dem keine Ränder abstehen und einen, der in der richtigen Hauptfarbe eingeschminkt wird, damit (auch wenn es nur 2 Minuten auf der Bühne sind) die nächste Glatze richtig "glatzig" aussieht.
Denn:
Trotz meines kritischen Blickes kam die Show super an - weitere Einsätze sind bereits geplant.
Und trotz offensichtlicher Kunstglatze -dilletantisch besfestigt- fanden's alle umstehenden Laien ganz großartig! Naja... ein kleiner Trost.
Immerhin habe ich auch bei diesem Job wieder viel gelernt. Und das ist nicht nur Trost, sondern auch Ansporn, weiterzumachen und dazuzulernen!
Und weil Ihr alle bis hierhin gelesen habt, gibt es jetzt zur Belohnung noch ein paar Schnappschüsse... für Eure Kritik und Ratschläge bin ich offen und dankbar !
mariasimoneidejhs
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