In unserem Unternehmen gibt es eine Frauenquote. Ich finde Frauenquoten gut. Ich weiß bloß nicht, wie Mami das helfen soll.
In wenigen Tagen starte ich in meinen neuen Job im Unternehmen. Schon jetzt ist mein Terminkalender komplett voll. Ich habe in meiner ersten Arbeitswoche drei Termine, die bis 16 Uhr dauern. Ich arbeite aber nur bis 15 Uhr. Was tun?
Entweder: Ich nehme die Termine nur im Rahmen meiner vertraglichen Arbeitszeit wahr und gehe um 15 Uhr, mit dem Egebnis mich wahnsinnig schlecht zu fühlen.
Oder: Ich nehmen den Termin vollumfänglich wahr und lasse den den Sohn eine Stunde länger in der Kita, mit dem Ergebnis, mich wahnsinnig schlecht zu fühlen.
Ich habe die Wahl zwischen der Angst, schon in meiner ersten Arbeitswoche wieder in die Schublade der Teilzeitmami reingepackt zu werden, mit der man leider nicht viel anfangen kann, weil sie ja dauernd mit ihrem Kind beschäftigt ist und der Angst, meinem Kind nicht gerecht zu werden und ihm vielleicht dadurch Schaden zuzufügen.
Was nützt mir da die Frauenquote? Die Frauenquote besagt, dass bis Ende 2015 mindestens 30% der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein müssen. Aber wenn ihr ehrlich seid, liebe Arbeitgeber, müsstet ihr das noch einschränken auf Frauen, die keine kleinen Kinder haben und rund um die Uhr zur Verfügung stehen. So eine wie mich wollt ihr doch gar nicht. Aber wisst ihr was? Ich will auch nicht!
Solange Teilzeitarbeit kein selbstverständlich anerkanntes Arbeitsmodell ist kann ich nämlich keine Führungsposition wahrnehmen. Angeblich soll es ja auch möglich sein, dass sich zwei Teilzeitler eine Führungsposition teilen. Mir ist aber in unserem Unternehmen kein einziger Fall bekannt- und ich arbeite in der Personalabteilung!
Solange ich mich immer schlecht fühlen muss, weil mein Kind krank ist und ich zu Hause bleiben muss, solange sich Termine nicht danach richten, dass es auch Teilzeitmamis gibt, solange kommen wir nicht zusammen. Wem nützt also Eure Frauenquote? Hauptsächlich kinderlosen Frauen oder solchen, deren Kinder schon groß sind. Die hätten es zwar wahrscheinlich auch ohne Quote geschafft, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Ich hingegen muss mit meinen Ängsten jonglieren. Mir nächtelang Gedanken machen. Grübeln. Abwägen. Unzufrieden sein. Und wie üblich, seit ich eine Mami bin, einen Kompromiss finden, mit dem dann sowohl ich, als auch der Sohn leben müssen. Hier und da den Sohn doch mal länger in der Kita lassen (Hilfe! Schelchtes Gewissen!) hier und da aber vor allem auch im Büro Grenzen setzen (Hilfe! Schlechtes Gewissen!).
Die Frauenquote allein hilft mir überhaupt nicht. Was Mami braucht, ist ein kompletter Kulturwandel. Teilzeittätigkeit muss diesen Makel verlieren, ein Weniger zu sein.
Eigentlich ist es doch ein Segen, Vormittags im Büro und Nachmittags im Sandkasten sitzen zu dürfen. Ich will mir diese Jahre nicht vermiesen lassen. Denn eines Tages wird mein Baby groß sein und ich werde nur noch im Büro sitzen und sehnsüchtig an die Nachmittage im Sandkasten zurückdenken.
Aber dann kommt zumindest die Frauenquote wieder ins Spiel...
Eure Mia
P.S. Falls Ihr Euch fragt, warum Papa nicht mehr unterstützen kann- Papa ist entschuldigt. Papa ist beruflich so erfolgreich und auf einer ganz anderen Ebene unterwegs. Wir haben deshalb die Verabredung getroffen, dass ich diejenige bin, die beruflich zurücksteckt und das ist völlig in Ordnung so. Papa kümmert sich trotzdem um so viel zu Hause und ist immer für uns da. Außerdem übernimmt er die morgendliche Schicht mit dem Sohn (Frühstück, Wickeln, Anziehen und in die Kita bringen), so dass hier keiner zu kurz kommt.
mariasimoneidejhs
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