Wednesday, January 27, 2010

Revolution in der Szene?

Ist die Zeit der Supermodels bald Schnee von gestern?
Wie haben wir sie bewundert: Claudia, Naomi oder Tatjana... Superfrauen mit Superkörpern, mit Ausstrahlung und Starappeal. Jede von uns wollte wenigstens manchmal ein bisschen so sein wie sie: in tollen Roben über die Laufstege der Welt schweben, die schönsten Orte der Welt besuchen, in luxuriösen Herbergen träumen und Geld wie Heu scheffeln. Und während wir mit diesen Tagträumen erwachsen wurden und unseren eigenen Weg gingen, entwickelte sich eine ganze Industrie um den Jugend- und Schönheitswahn.



Das wirft die Frage auf: müssen wir uns Sorgen machen um das Schönheitsideal unserer Zeit?

Es gab Zeiten, da wurden die Models immer jünger. Manch ehrgeizige Mutter schleifte ihren 12jährigen Sprössling durch die Agenturen. Auch dünner wurden sie... erschreckend dünn.
Mittlerweile stehen halbwüchsige Töchter vor ihren Müttern und wünschen sich Schönheitsoperationen, bevor ihr Körper überhaupt die Chance hatte, sich richtig zu entwicklen, schauen nicht mehr in den Spiegel, weil sie ihre Nase zu lang und ihre Hüften zu breit finden; verweigern Nahrung, um in die möglichst kleinste aller Konfektionsgrößen zu passen und fühlen sich minderwertig, wenn sie -aus ihren Augen betrachtet- nicht der allgegenwärtigen Norm entsprechen, die sie aus allen möglichen Mädchen-Illustrierten aufdiktiert bekommen.

Googelt man unter dem Begriff "Tod eines Models", bekommt man bereits auf der ersten Seite mindestens 7 verschiedene Todesmeldungen zu lesen... das finde ich ganz schön erschreckend!
Und das Karussel dreht sich immr weiter. Die Serie "Germanys Next Topmodel" verzeichnet hierzulande Spitzeneinschaltquoten, die Models auf der Fashionweek waren teilweise sehr jung und (wie immer) superdünne Hungerhaken, makellos retuschierte Gesichter strahlen uns von den Zeitschriftentitelseiten an und einmal mehr beäugen wir eine neue Falte oberkritisch im Spiegel.

Trotz alldem gibt es immer wieder wohltuende Ausnahmen in diesem Business...und es werden mehr und mehr, die umdenken.
Es begann im Jahr 2004 mit Dove: nach jahrelangem Konsum perfekter, schlanker Körper mit seidenweicher Haut machte die Marke von sich Reden, als sie Frauen in Szene setze, die nicht den Model-Idealmaßen entsprachen. Da sah man gestandene Frauen, ein Pölsterchen hier, eine Rundung da. Ein ganz neuer Blick für das perfektionsgewöhnte Auge. Dann kamen die Frauen der reiferen Jahrgänge, die die Dove Pro Age-Serie bewarben. Gestandene Schönheiten, nicht perfekt, aber voller Lebendigkeit und Selbstbewußtsein. Die Kampagne schlug ein wie eine Bombe. Inzwischen engagiert sich das Label mit seiner Aktion "Initiative für wahre Schönheit" für die Stärkung des Selbstwertgefühls junger Mädchen und Frauen.

2006 verbot die spanische Regierung die Magermodels zur Madrider Fashionweek.

2007 fotografierte Oliviero Toscani das magersüchtige Model Isabelle Caro nackt für eine Kampagne der Marke Nolita, die gegen den besorgniserregenden Trend rebelliert. Die Italiener schließen mit Spanien auf: keine Models unter 16 Jahren und jedes Mädchen muss ein ärztliches Attest vorlegen, dass es nicht unter einer Essstörung leidet.

2009 klagte sogar die Chefin der britischen "VOGUE" über die Entwicklung der Modewelt hin zur XXXS-Mode. Nicht nur, dass die Models auf den Laufstegen Size Zero und darunter tragen müssen, auch in den Shops hängen die Kleiderstangen voll von Winzig-Größen. In einem Brief an führende Modedesigner dieser Welt klagt sie darüber, dass Models sogar für ihr Magazin technisch “dicker” gemacht werden müssten. Die Mode sei außerdem nicht mehr für normale Frauen tragbar.

2010 rüttelte Deutschlands führende Frauenzeitschrift "Brigitte" erneut am Jugend-, Schlankheits- und Schönheitswahn und verkündete: "Ab 2010 gibt es BRIGITTE nur noch ohne Models! Weil Frauen keine Stellvertreter brauchen. Sie lassen sich nichts mehr vorschreiben. Weil Kleidung heute keine Frage von Trends, sondern von Persönlichkeit ist. Weil neue Looks nicht nur auf dem Laufsteg entstehen, sondern auf den Straßen, in der Schule, auf Konzertbühnen, im Kino, im Café um die Ecke. Weil wir Mode und Beauty in Zukunft an Frauen zeigen wollen, die nicht den oft perversen Gesetzen des Modelgeschäfts unterworfen sind, sondern mitten im Leben stehen." Die Resonanz auf das erste Heft war überwältigend.

Jetzt zieht auch "Marie Claire" nach. Wie in einem Artikel der Zeit online nachzulesen ist, zeigt die Ausgabe in Australien erstmals ein unretuschiertes Model auf dem Cover. Denn auch die Möglichkeiten der modernen Technik sorgen für ein immer verzerrteres Bild der Wirklichkeit und gaukeln und vor, dass nur makellos das Mass aller Dinge sein soll.

Es beruhigt mich ungemein, dass ich mehr und mehr die Möglichkeit bekomme, dem Perfektionismus des Äußerlichen unserer Zeit zu entfliehen und mich für Medien entscheiden zu können, die Trends nicht nur mit superjungen, superdünnen Models und jeder Menge Retusche zeigen. Es freut mich, dass ich mir mit Konfektionsgröße 38/40 nicht vorkommen muss wie ein gestrandetes Walross und dass sich die Welt weiterdreht, auch wenn mir mein 40. Geburtstag in nicht allzuferner Zukunft schon zuwinkt (okay, jetzt isses raus!).
Auch von Berufswegen scheint es, als würden wir langsam wieder etwas vernünftiger in unserem Metier.

Standing Ovations dafür von der Schminktante!

Ich würde hier gern eine kleine Diskussion anregen:
Wie empfindet Ihr Cover, wie z.B. die von Fernsehzeitschriften? Holt Euch der Wahn superperfekt aussehen zu wollen vor dem Spiegel manchmal ein? Was meint Ihr zu diesem Thema? Her mit Euren Kommentaren!


mariasimoneidejhs

No comments:

Post a Comment

Note: Only a member of this blog may post a comment.