Monday, February 18, 2013

über Kleinstadtmief mit brauner Soß'

Als Kind bosnisch-muslimischer Gastarbeiter  in einer schwäbischen Kleinstadt aufzuwachsen, in der "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" nicht nur ein Kinderspiel  und schwarz-braun eine beliebte Farbkombination des Geistes ist, ist vor allem eins: eine Herausforderung :-) Und auch wenn man selber nicht darüber nachdenkt, wer man ist, weil man einfach ist wer man ist, sorgt das oben beschriebene Umfeld dafür dass man es nicht vergisst. (Was für ein Satz, sorry, seht es mir nach, mir ist gerade nichts besseres eingefallen :-) ) Ein paar dieser kleingeistigen Zeitgenossen haben es auch gute 20 Jahre nach meiner Schulzeit in meine All-time-top 10 der Ignoranten geschafft:
Almuth Sch. zum Beispiel, meine Grundschullehrerin empfahl meinen Eltern nach den Orientierungsprüfungen in der vierten Klasse, trotz guter Noten, den Hauptschulbesuch für mich mit der Begründung: Ich würde mich aufgrund der Schülerzusammensetzung, sprich Ausländeranteil dort sicher wohler fühlen. Wie old school die gute Frau drauf war, sieht man auch an der Tatsache, dass sie mich in der zweiten Klasse vom Links- zum Rechtshänder umerziehen wollte und mich nur die Hartnäckigkeit meiner Mutter vorm Schulpsychologen bewahrt und dann auch aufs Gymnasium gebracht hat.
Oder Ralf W., Mutter Ordnungsbeamtin und ganz groß im Strafzettel verteilen, Vater Hauptschullehrer, Mitschüler aus der Unterstufe und bestes Beispiel für das papageiähnliche Aufsaugen und Nachschwätzen blöder Stammtischparolen. Einer seiner Lieblings"witze" war: "Allah ist groß, Allah ist mächtig, Allah hat eine Schuhgröße von 3 Meter 60" , besonders lustig, wenn er sich seinen Pulli turbanmäßig um den Kopf wickelte und wild dazu gestikulierte... ha ha......Weniger kreativ war er allerdings bei seiner Standardbeleidigung, statt "blöde Kuh" sagte er einfach "blöde Fatma", wenn ich etwas sagte, was ihm nicht passte- laaaaaaaaangweilig. Nervig allerdings fand ich seine Standardantwort, wenn einer von uns drei Ausländern in der Klasse, ein Türke, eine Griechin und ich uns über etwas beschwerten und er dann den   blödesten aller Kommentare von sich gab: "Verpisst Euch doch, wenn es Euch nicht passt."  Da frage ich mich doch: wohin, bitte??? :-) Einen mastercard-unbezahlbar-kharma-strikes-back- Moment hatte ich dann Jahre später, als uns der türkische Mitschüler beim Klassentreffen erzählte, dass er inzwischen Deutscher und Polizist ist - Ralfs Blick in dem Augenblick KÖSTLICH :-) Um Missverständnissen vorzubeugen, dass sollte kein Klagelied auf meine leicht schizophrene Pubertät (diesen Thema widme ich einen extra post) und etwas schräge Schulzeit werden, im Gegenteil, ich hatte das Glück, dass sich in meinem persönlichen Umfeld Ablehnung und Angenommensein gut die Waage hielten. Rückblickend bin ich dankbar für jede Erfahrung der Ablehnung, denn diese Momente haben  mich in meiner Persönlichkeit reifen lassen, mein Selbstbewusstsein gestärkt aber sie haben vor allem eins: Das Interesse an meinen Wurzeln, meiner Herkunft geweckt.  Bei einer Diskussion genau zu diesem Thema fiel letztens ein Satz, der mir sehr gefallen hat:
Man kann nicht in einer vorurteilsfreien Umgebung leben. Das einzige, was man tun kann, ist die eigenen Vorurteile zu reduzieren. Mehr kann man nicht machen. Gut gebrüllt, Löwe :-)




mariasimoneidejhs

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