Sunday, January 27, 2013

wieso ich am Kehrwochen-Trauma leide...


Die Kehrwoche - ein süddeutsches Heiligtum, ein moralisches Muss, eine Pflicht, so wichtig, dass sie sogar in Wiki einen Eintrag hat. Ich glaube, in jedem, wirklich jedem Haus in Stuttgart und Umgebung hängt so ein blödes Kehrwoche-Schild in allen Variationen. Und unser Haus ist das beste Bespiel dafür, wie ernst die heilige Kehrwoche genommen wird. Als ich damals einzog und mich mit Kuchen bei den Nachbarn als Nermina Soundsou von oben vorstellte, begrüßte mich meine Nachbarin direkt gegenüber nicht etwa mit dem Satz: Willkommen bla bla bla oder Danke für den Kuchen bla bla bla. NEIN! Ihr erster Satz war ungelogen: „Sie, Sie denket aber an die Kehrwoche? Jeden zwoiten Freitag unsern Stock und jedes sechste Wochenende alle Treppe UND den Keller putza! Und passet Sie bloss uf, dass obends die Tür zu isch, i will net, dass sich hier Gsocks rumtreibt!!!“ Danke für’s Gespräch. Und so wie sie mich begrüßte, so beobachtet sie mich seitdem auch, in bester Stasi-Manier, wer wann kommt, wer wann wieder geht, aber vor allem, ob und wann ich die Kehrwoche mache. Einmal wagte ich es am Sonntag die Treppen zu putzen, da baute sie sich am Treppenabsatz oben auf und polterte drauflos: „Sie, es isch Sonntag, Sie könnet doch net an einem SONNTAG putza“ Ähhhhhm, doch ich kann, wenn ich freitags und samstags nicht zu Hause bin, zum Beispiel. Zumal es keinen Kehrwochen-Kodex gibt, der mir das untersagt. Eben diese Nachbarin ist auch die Ursache meines Kehrwochen-Traumas, seit ich sie einmal fast KO geschlagen hätte. Dazu muss ich noch erwähnen, dass ich, die ich ja Freund des Sprechgesanges bin, beim Putzen immer narodna, die Volksmusik der Balkaneros, hier vorzugsweise Halid Beslic, den Altmeister, den Paten, das Urgestein höre. Ich fege also im Keller, summe dabei fröhlich vor mich hin: Fessle mich in Ketten, König, ich liebe sie dennoch, für sie würde ich alles geben, denn stärker als jede Fessel sind ihre grüne Augen. (Die Balkaneros unter uns  dürfen jetzt raten, welches Lied das ist J, legt sich auf einmal eine dünne, knochige, blasse Hand auf meine Schulter. Dieser Moment hatte was von Geisterbahn, doch es war nur meine Nachbarin, die, als ob sie gar nicht wissen würde, was sie mir da angetan hatte und was für ein Riesenglück sie hatte, dass ich ihr kein Ding verpasst hatte, mich ganz ernst ansah und meinte: „Sie, Sie denket aber an den Waschkeller!“ Da machsch was mit bis alt wirsch :-)


mariasimoneidejhs

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